Hier bricht er sich Bahn: mein Roman Kulp und warum er zum Fall wurde, auf Papier, 960 Meter lang, in den letzten vier Monaten komplett mit der Hand abgeschrieben, 294 Manuskriptseiten. Kein Halten mehr und kein Pardon. Das muss auch so sein – passt zu Kulp.
Die Schriftbilder in der Ausstellung sind Texte aus dem noch unveröffentlichten Roman Kulp und warum er zum Fall wurde. Er handelt von einem Mann, der mit Mitte vierzig durch einen Autounfall erblindet und versucht damit zu leben. Dabei merkt er, dass die Erblindung weit weniger dramatisch ist, als das, was er in seiner familiären Vergangenheit aufzuarbeiten hat.
Der Lebende muss Talente und Möglichkeiten nutzen, um zu Ergebnissen zu kommen. Der Tote darf darauf hoffen, dass ihm Talente und Möglichkeiten zugestanden werden, die er nicht mehr umsetzen konnte, weil der Glückspilz zu früh gestorben war. Damals im Auto war ihm dieser Gedanke gekommen. Er hatte ein Gefühl von Scheitern gespürt und aufs Gas getreten, ahnend dass es bekömmlicher war, prüfbare Belege eines erfolgreichen Lebens durch ungelebte Möglichkeiten zu ersetzen. Sollten die Vorstellungen der anderen einen erfolgreichen Mann aus ihm machen, wenn er bis dahin nicht in der Lage gewesen war, eine Geschichte hervorzubringen, die der Vollendung eines Lebenswerkes entsprach. (aus: „Kulp und warum er zum Fall wurde“. Der Roman erscheint im März 2021 beim Klagenfurter DRAVA-Verlag).
In Leseschatz-Rezension schreibt Hauke Harder: „Zwei Texte, die zusammengebunden sind und gewendet ein Ganzes ergeben. Ein sinnliches, kluges und kunstvolles Werk. Ein literarischer Text, der voller Weisheit und intimer Beobachtungen ist. Ulrike Damm verbindet visuellen Ausdruck mit Wort-Bild und Inhalt.“
Der Film von Sabine Herpich war im Forum der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2020 vertreten. Ich habe das Plakat dafür gestaltet mit dem Hahn von Suzy van Zehlendorf. Der Dokumentarfilm zeigt die Kunstwerkstatt Mosaik in Berlin, in dem geistig behinderte KünstlerInnen seit vielen Jahren arbeiten. Dazu gibt es seit 2016 das gleichnamige Buch: „Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist“ (dammundlindlar-verlag). Der nächste aufwendige Band erscheint Anfang 2021 mit neuen Arbeiten und zum Teil neuen KünstlerInnen.